Tipps zum Feedback-Geben
Beim Feedback-Geben wurde uns vielfach beigebracht, dass wir andere so objektiv wie möglich „beurteilen“ sollen. Dies ist ein verhängnisvoller Fehler, denn Beurteilungen sind nie objektiv. Aber wir glauben (leider) oft, dass unsere Urteile völlig objektiv wären. Dadurch werden unsere subjektiven Eindrücke zu Wahrheiten über andere Menschen. Auf diesem Hintergrund ist es also kein Wunder, das diese unser Feedback oftmals eigentlich nicht hören und annehmen wollen. Sie reagieren mit Angst vor Beurteilung und Verurteilung. In diesen Situationen fehlt es oftmals entschieden an Akzeptanz, Verbundenheit und Wertschätzung!
Die Lösung für dieses Dilemma ist: Wir müssen mit der Sprache unseres Herzens sprechen!
Statt uns in objektiver Distanziertheit zu verstecken, müssen wir uns wirklich „echt“ zeigen. Wir können lernen, in einer „ICH-Sprache“ zu sprechen (Ich-Botschaften senden), um zu zeigen, wo wir durch die Worte oder das Verhalten des anderen inspiriert, verletzt, frustriert oder wütend werden. Solche Rückmeldungen sind keine objektiven Wahrheiten oder Bewertungen, sondern ein gemeinsamer Prozess des Untersuchens – und das muss vorher klar gemacht werden!
Durch das Geben von Feedback eröffnen wir einen Einblick in unsere eigene Innenwelt, um dem anderen zu helfen, die Wirkung seines Verhaltens besser zu verstehen. Und je mehr wir uns öffnen, desto eher laden wir unseren Feedback-Partner dazu ein, dasselbe zu tun.
Besonders gut gelingt das Feedback-Geben nach der www-Regel:
1. Wahrnehmung schildern:
„Ich habe beobachtet, dass…“ oder „Mir ist aufgefallen, dass…“
2. Wirkung erläutern:
„Das wirkt auf mich, als ob…“ oder „Das hat zur Folge, dass…“
3. Wunsch formulieren:
„Ich würde mir wünschen, dass…“
Hilfreich ist dabei, die Sätze nicht als „Du-Botschaften“ („Du hast dieses oder jenes getan!“) sondern als „Ich-Botschaften“ („Mir ist aufgefallen, dass…“) zu formulieren.
Analog dazu funktioniert das Feedback-Bekommen ebenfalls in drei Schritten:
1. Zuhören und Aufnehmen: akzeptieren Sie die Beobachtungen des Anderen
2. Rückfragen, wenn etwas unklar ist
3. Zusammenfassen: wichtige Erkenntnisse formulieren und zurückspiegeln
Wichtig ist dabei, sich nicht zu rechtfertigen, verteidigen oder erklären.
In Unternehmen – in und außerhalb von Mitarbeitergesprächen – wollen die meisten Menschen eine Rückmeldung über ihre Beiträge zum Unternehmenserfolg. Sie wollen wissen: „War meine Arbeit nützlich?“ und: „War es die Anstrengung wert, die sie mich gekostet hat?“
Hilfreiches Feedback ist ungeheuer wertvoll, um sich weiter zu entwickeln. Ein misslungenes 60-minütiges Mitarbeitergespräch kann jedoch auch einen hoch motivierten Mitarbeiter zu einem unmotivierten, gleichgültigen Menschen machen und ihn dazu bringen, nach einem neuen Job Ausschau zu halten. Die meisten Mitarbeitergespräche sind auch heute noch in vielen Unternehmen eine Form von Verurteilung und Kontrolle – und funktionieren deshalb nicht im gewünschten Sinn.
Es gibt kaum einen schnelleren Weg, um die Seele eines Menschen zu verscheuchen, als ein misslungenes Feedback!
Aber das könnte auch anders sein: Wenn wir diese Momente verwandeln, sodass unsere Beiträge wertgeschätzt und anerkannt werden. Und in denen wir auch ehrlich untersuchen, was nicht so gut läuft: Es ist auch wichtig anzusprechen, wo unser Wissen, unsere Erfahrung, unsere Talente oder unsere Haltung nicht mit den Anforderungen unserer Rolle übereinstimmen. Daraus ergibt sich ein Entwicklungspotenzial, das nur darauf wartet entfaltet zu werden!
Weitergehende Artikel zum Thema Mitarbeitergespräche finden Sie hier in unserem Dossier.
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