Mit Weisheit Menschen führen
Nicht umsonst habe ich meinen Blog „Werte – Worte – Taten“ genannt. Es sind vor allem die Werte, die unserem Handeln Richtung geben. Unsere Wertvorstellungen beruhen auf Werterfahrungen, die sowohl emotional als auch kognitiv durch Werturteile geprägt sind. Erkennen wir den Charakter unserer Werterfahrungen, eröffnet sich ein weiter Bereich innerer Freiheit, Veränderbarkeit von Gefühlen und Toleranz.
Wenn wir immer nur einen Teil von uns zeigen und nicht die Ganzheit, die uns ausmacht, begrenzen wir uns selbst. Diese Begrenzung hat auch Folgen, wie wir ein Unternehmen strukturieren und führen. An was scheitert es denn, uns in unserer Ganzheit und unseren Werteerfahrungen zu zeigen? Sind es die Ängste vor Bloßstellung, Kritik, unendlichen Diskussionen und Meetings, bürokratischen Prozessen oder die Angst der falschen Entscheidungen?
Es braucht Mut und Konsequenz
Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Es braucht Mut und Konsequenz, die einzelnen Aspekte anzugehen und sich den Themen zu stellen. Kulturwandel bedeutet für mich eine Veränderung der Führungs- und Zusammenarbeitskultur – weg von einer Kultur, die den Mensch als reine Ressource zur Arbeitskraft sieht, hin zu einer Potenzialentfaltungskultur.
Ich habe daher meine Konzepte für werteorientierte Führungskräfteentwicklungen in den vergangenen Jahren unter Zuhilfenahme der Forschungen von Paul B. Baltes und Robert J. Sternberg um den Begriff der Weisheitskompetenz wesentlich erweitert.
Weisheitskompetenz setzt sich in diesem Zusammenhang aus drei Kernkompetenzen für Führungskräfte zusammen:
- Prozesskompetenz
- Werterelativismus und Toleranz
- Ambiguitätstoleranz (Fähigkeit, widersprüchliche Bedürfnisse auzuhalten)
Diese Form der Weisheit im komplexen Führungsalltag zu entwickeln, bedeutet für Führungskräfte, ihr Handeln auf die Grundlage eines eigenen Wertesystems und des Wissens um dessen Relativität zu stellen. Sie erkennen und respektieren die Unterschiedlichkeit und Relativität der Werte von Einzelpersonen und Systemen. Hinzu kommen das Bewusstsein, dass Veränderungen sogleich positive wie negative Konsequenzen beinhalten, und die Fähigkeit, damit unbelastet leben zu können.
Werteorientiertes Handeln ist dabei niemals eine Sackgasse. Genau hier liegt die Chance, eine reine ökonomische Zweckgemeinschaft in eine sinnorientierte Wertegemeinschaft zu transformieren und durch menschliches Wachstum neue Erfolgspfade zu ermöglichen, auch und gerade in Bezug auf eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Hier muss eine moderne Kompetenz- und Werteentwicklung ansetzen. Dazu braucht es häufig viel Mut und meist auch einen langen Atem.
Weisheitskompetenz führt zu Handlungskompetenz
Weisheitskompetenz führt zu Handlungskompetenz auch in vieldeutigen, völlig unbekannten und emotional belastenden Situationen (und davon haben wir ja aktuell wahrlich genug), indem nicht allein das Erfahrungswissen herangezogen wird, sondern das Wissen um Strategien im Umgang mit komplexen, letztendlich nicht komplett lösbaren Problemen. Hierzu gehört auch die Fähigkeit, die Dinge mit Gelassenheit und emotionalen Gleichmut anzugehen.
Um diese Weisheitskompetenz zu entwickeln, braucht es einen persönlichen und gemeinsamen Wertekanon der beteiligten Führungskräfte, eingebettet in die Kultur des jeweiligen Unternehmens. Als Konsequenz ergibt sich daraus eine Veränderung des Verhaltens von Führungskräften und darauf folgend auch der Mitarbeiter. Diese Veränderungen basieren auf eigener Reflexion und eigenen Einsichten sowie einer selbstgesteuerten Entwicklung. Es geht insbesondere um die Weiterentwicklung des Führungsverhaltens und damit einhergehend, auch um eine Veränderung des eigenen Verhaltens, die einer tiefen, inneren, reflektierten, bejahenden, verantwortungsvollen Haltung und demnach echtem menschlichen Wachstum entspringt.
In welchem Maße hat werteorientiertes Handeln in Ihrem Unternehmen Einzug gehalten? Wie erreichen Sie die Gelassenheit, Dinge zu verändern und neu anzugehen?